WiWa Hamburg PreSeason 2001/2002

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Hallenturnier in Neustadt-Glewe - ein Bericht von Arne Zeuke

Von Volley-Tigers und dicken Kühen

Im unermüdlichen Streben nach einer perfekten Saisonvorbereitung unternahmen größere Teile der 1. Herren eine Exkursion in das gar nicht so ferne Neustadt-Glewe. Das Vorhaben firmierte unter dem Tarnmäntelchen des Kräftemessens mit anderen Teams aus Regional- und zweiter Liga, diente in Wirklichkeit jedoch der Aufarbeitung von Michas Kindergarten-Zeit sowie der Erkundung der östlichen Tierwelt.

Bereits zu Beginn des Erlebnistrips drohte dieser an der Überschreitung der zulässigen Anfahrtzeiten zu scheitern. Schuld war unser Brasilianer Marcio, der nach 6-wöchigem Heimaturlaub am frühen Morgen verblüfft feststellen mußte, dass der von ihm angesteuerte Bahnhof der Linie U2 leider inzwischen seiner Schienen beraubt worden war. Ein dreiviertel Stündchen später konnte es dann aber losgehen und dank des todesverachtenden Fahrstils von Andrew „T“ Gazelle konnten wesentliche Teile der Verspätung wieder aufgeholt werden. Somit stand einem ersten Kräftemessen mit den Volley-Tigers aus Ludwigslust nichts mehr im Wege.
Die LuLu-Tiger langten auch gleich richtig zu und untermauerten beim Einschlagen ihren Status als schlaggewaltige Zweitliga-Truppe durch den beständigen Versuch, alle Luft aus den Bällen herauszuschlagen. In der uns eigenen abgebrühten Art gingen wir aber davon gänzlich unbeeindruckt in den ersten Satz und überraschten die Tiger damit, dass wir ihre Sprungaufschläge wahlweise direkt gegen die Wand oder aber auf die Grundlinie baggerten. Selbst ein so flinker Zuspieler wie Stefan, in Fachkreisen auch als „das Wiesel von Wandsbek“ bekannt, hatte daher Mühe, seine Angreifer in Szene zu setzen. Immerhin gelang es uns jedoch, in den zweistelligen Punktebereich vorzustoßen. Ein schöner Erfolg, wie wir meinten. Leider teilte ClaRa, seines Zeichens Erfolgstrainer, diese Einschätzung nicht vollständig,. Nachdem er uns erläutert hatte, dass seine Worte „Ihr könnt das Spiel ohne Druck angehen“ entgegen unserer Vermutung nicht gleichbedeutend mit „lasst Euch ruhig abschlachten“ waren, lief es im zweiten Satz erheblich besser. Angesichts der drohenden Niederlage wollte sich offenbar niemand mehr den Luxus des Respekts vor der höherspielenden Mannschaft leisten und die Tiger mussten letztlich einsehen, dass 25 (vergleichsweise) locker geschlagene erfolgreiche Angriffe am Ende mehr zählen als 23 Versuche, dem Block die Finger zu brechen. Mindestens 2 mal hielten die Finger und der Satz ging an uns. Satz 3 gestaltete sich äußerst ausgeglichen, war aber plötzlich mit 13:15 gegen uns beendet, gerade als ClaRa ein Feuerwerk taktischer Auswechslungen und Finten abbrennen wollte. Vielleicht wäre es doch ganz klug gewesen, wenn sich jemand vorher über den Modus informiert hätte....

Schade eigentlich, aber kein Beinbruch, denn das Spiel hatte Lust auf mehr guten Volleyball gemacht. Den gab es dann auch gleich im nächsten Spiel gegen die Regionalliga-Konkurrenten aus Banzkow, die nicht nur aufgrund ihres Schlachtrufs „Dicke Kühe“ einen ziemlichen Kontrast zu den jungdynamischen Tigern aus Ludwigslust bildeten. Trotz fehlenden Stammzuspielers konnten die Männer aus der Nähe Schwerins den ersten Satz für sich entscheiden. Satz zwei ging an uns, so dass die Entscheidung erneut im dritten Satz fallen musste. Da wir inzwischen gelernt hatten, dass bei 15 Schluss ist, gestatteten wir dem Gegner den entscheidenden Punkt nicht. Leider hatten aber auch die Kuh-Jungs Wind von der Regelung bekommen, so dass erst ein phänomenales Sprungaufschlag-As des bereits eingangs erwähnten Andrew „T“ Gazelle das Spiel mit 24:22 zu unseren Gunsten entschied.

Durch einen leichten Sieg gegen Schwarzenbek wurde Platz 2 in der Vorrunde erreicht und das Team konnte sich entspannt dem Abendprogramm widmen. Zuvor allerdings wurde das Nachtlager im örtlichen Kindergarten aufgeschlagen. Dabei befielen Micha heftige „genau wie damals“-Erinnerungs-Attacken, was sich in einem entrückt-verzückten Gesichtsausdruck dokumentierte.

Böse Zungen behaupten allerdings, dass der später durchgängig entrückte Zustand Michas nicht allein auf die Kindheits-Erinnerungen, sondern auch und vor allem auf die äußerst zivilen Preise für alkoholische Mischgetränke zurückzuführen war. Jedenfalls hätte Micha sich sicherlich auch in seinen schlimmsten Träumen nicht ausgemalt, dass seine Erinnerungen an Kindergarten-Abenteuer dereinst durch einen in der Mitte des Raumes der „blauen Gruppe“ liegenden laut schnarchenden Trainer getrübt werden könnten.

Aufgrund der beschriebenen Geräuschbelästigung waren große Teile des Teams gezwungen, den überwiegenden Teil der Nacht in den umliegenden Tanz- und Trinkhallen zu verbringen. ClaRa (der Säger) ergriff diese Gelegenheit und setzte sein kleinäugiges Team am nächsten Morgen mit den Worten „Wenn ihr nicht ordentlich spielt, ist nächste Woche um 10 Zapfenstreich“ unter erheblichen Druck. Die schlimme Drohung führte zu einem 2:0 gegen das gastgebende Team aus Neustadt-Glewe, wobei sich speziell in der ersten Hälfte von Satz 1 die Frage aufdrängte, ob äußerst günstige Bacardi-Cola-Preise tatsächlich nur Vorteile haben.
Spiel zwei ging letztlich klar an die Zweitliga-Mannen aus Königs-Wusterhausen, wobei offenbar wurde, dass eine durchschnittliche Leistung gegen gute Gegner eben nur zu 21 Punkten reicht. Immerhin kam es durch die Niederlage erneut zum Aufeinandertreffen mit Ludwigslust. Im Spiel um Platz 3 demonstrierten die Volley-Tiger erneut Stärke beim Einschlagen. Im Spiel war aber von der dabei gezeigten Überlegenheit nichts mehr zu spüren und mit der besten Turnierleistung konnten wir in zwei knappen Sätzen gewinnen.

Zweiter wurden übrigens die Banzkower, womit bewiesen wäre, dass dicke Kühe zuweilen auch Tiger plattmachen können.

letzte Änderung am 06.01.2007

© Michael Friedrich (Escheburg)

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