Quicksilver-Hose in den Alpen

Der Kilimandscharo von Oberstdorf

Auf dem Heilbronner Höhenweg durch die Allgäuer Alpen

Alpenpanorama
Alpenpanorama

„Ihr wart auf dem Kilimandscharo? Das heißt gar nichts! Der Kilimandscharo ist der Kilimandscharo. Und das hier sind die Alpen.“ So lautet die etwas schroffe Reaktion unseres Bergführers Olli Sinz auf Axels vorsichtige Aussage, dass die Hälfte unserer zusammengewürfelten Wandergruppe vor ein oder zwei Jahren Höhenluft auf Afrikas höchstem Berg geatmet hat. Nach alpinen Erfahrungen hatte Olli gefragt, denn „absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung“ sind Voraussetzungen für eine Wanderung auf dem Heilbronner Weg.

Wir versprechen, uns wacker zu schlagen, einige rüsten im lokalen Sportgeschäft ihren Regenjackenbestand nach, denn „Poncho auf dem Heilbronner Weg? Poncho geht gar nicht. Da siehst ja nix.“

Statt der avisierten Helme und „Grödel“, eine Art Steigeisen, bekommen wir in der Bergschule gute Ratschläge und ein paar Müllsäcke, um unsere Sachen vor den erwarteten Regenfällen zu schützen. Außerdem haben wir Glück, dass Olli und Thomas uns nicht schon vor dem Start der Tour den Dienst kündigen, bei so viel Naivität… Wir nehmen die Sache locker und machen uns gemeinsam per Autos auf den Weg nach Oberstdorf.

Unsere Wandergruppe

Doch zurück auf Start und damit zu einer kurzen Vorstellungsrunde. Wir sind eine Gruppe von unternehmungslustigen Menschen, die in Axel Hager einen gemeinsamen Dreh- und Angelpunkt haben. Axel ist Berater für Personalentwicklung bei Pawlik Consultants und führte zuletzt unter anderem Touren auf den – ja – Kilimandscharo durch. Die eine Hälfte unserer Gruppe besteht daher aus Kilimandscharo-Alumni:

Axel und Silvia
Axel und Silvia

„Der Schmerz vergeht. Der Stolz bleibt.“  Das ist das Motto von Silvia (39), in unseren Augen Extremsportlerin – und Personalerin bei einem süddeutschen Mittelständler. Sie ist Radsportlerin seit frühester Jugend, im letzten Jahr hat sie zum Beispiel bei der Tour for Kids 380 km von Bozen bis Ravensburg zurückgelegt: „Wenn man auf dem Brenner ist, hat man ja die ersten 80 km schon hinter sich, und dann wird es auch schon hell. Dann rollt man bis Innsbruck […]“. Silvia war 2013 allein (mit Guide und Trägern) auf dem Kilimandscharo und hat dabei die Truppe um Axel kennengelernt, später ihren verletzten Guide auf den Berg begleitet, wahrscheinlich eher gezogen, anschließend dann noch eine kleine Radtour bis Sansibar. (Eine Strecke, die Google Maps nicht einmal kennt. Ihr nächstes Projekt ist die Durchquerung des Bosporus schwimmenderweise, wofür sie sich demnächst ins Trainingslager auf Lanzarote begeben möchte.

Frank
Frank

Frank (69), Kardiologe im Ruhestand, aber immer in Bereitschaft, hat schon etliche Marathons in seinem Leben absolviert. Erst fünf Tage vor dem Start unserer Tour hat er beim Medoc Marathon, verkleidet als Conchita Wurst (komplett mit Kleidchen, Perücke und schwarz gefärbtem Bart) in sengender Hitze die anspruchsvolle Strecke bergauf und bergab durch die Weinberge inkl. Weinproben in viereinhalb Stunden zurückgelegt. Zitat Frank: „Mein schlechtestes Marathonergebnis überhaupt.“ Wenn er heil aus den Alpen zurückkehrt, will er nächstes Jahr über seinen 70. Geburtstag (und Hochzeitstag) den Marathon in Tokyo laufen, da die japanische Hauptstadt mittlerweile zu den Big 5 Marathons (Berlin, Boston, Chicago, London, New York) aufgeschlossen hat. Wusste ich bisher nicht, aber ich bin ja auch kein Marathonanhänger. Frank engagiert sich außerdem als Rotarier und hat für jede Situation einen passenden Witz parat. 2012 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt, Wahnsinn!

Doris
Doris

Doris hat sich schon vor sechzehn Jahren nach einem Aufenthalt in den USA als Beraterin für Personal- und Karriereentwicklung selbstständig gemacht. Dabei setzt sie auch auf neue Kanäle, unter anderem auf einen Videokurs für Bewerber. Sie war 2013 gemeinsam mit Frank (und zeitgleich mit Silvia) auf dem Kilimandscharo.

Raiko
Raiko

 

 

 

 

Raiko ist wie Axel Berater bei Pawlik Consultants, allerdings in der Unternehmensberatung. Auf dem Kilimandscharo war er 2012 und entdeckte in seinem letzten Urlaub auch mit der Familie das Bergwandern.

Dirk
Dirk

 

Dirk (43), kaufmännischer Leiter eines international tätigen Unternehmens aus der Medizintechnik, war 2012 in einer Gruppe mit Raiko auf dem Kilimandscharo. Mit Axel hat er früher zusammen in der Halle Volleyball gespielt. Heute sind die beiden Sommernachbarn auf dem Campingplatz.

Die andere Hälfte der Truppe besteht zum Großteil auch aus Volleyballern:

Marcus
Marcus

 

 

Marcus (45), hat mit Axel, Henning und Dirk gemeinsam Volleyball gespielt, außerdem lange Zeit mit Dirk im selben Unternehmen gearbeitet. Seit drei Jahren ist er selbstständig mit eigener Firma, die Baumaßnahmen im Gesundheitswesen plant und  projektiert. Seinen Sommerurlaub verbringt er nach Möglichkeit mit der Familie auf einer Nordseeinsel.

Arne K.
Arne K.

 

 

Arne K. (45), ist Anwalt in einem Unternehmen der IT-Branche, ansonsten Freizeitkünstler mit Schwerpunkten auf Familie, Beachvolleyball, Triathlon, Surfen und Wellenreiten. Bestimmt habe ich noch ein paar Details vergessen. Fitter als seine Schuhe.

Henning
Henning

Henning, promovierter Chemiker und ebenfalls Volleyballer ist mit Axel schon in die Grundschule gegangen. Heute gehört er zur hessischen Fraktion. Typ stilles Wasser.

Ede
Ede

 

 

 

Ede ist selbstständiger Chemikalien-Händler. Axel und er kennen sich über die Kinder, daraus ist eine Freundschaft entstanden, die weit über das gemeinsame Backgammon-Spielen hinausgeht. Warum Ede sich von Axel überzeugen ließ, mit in die Alpen zu kommen und ob das die richtige Therapie für seine Höhenangst ist, weiß er wahrscheinlich selbst nicht. Führt ihn das irgendwann auch noch auf den Kili?

Arne A.
Arne A.

 

Arne A. ist Geschäftsführer bei Pawlik, interessiert sich sehr für Potenzialanalyse von Menschen und ist durch Axel und seinen Chef mit dem Berg-Fieber angesteckt worden. Er hat sich zum Ziel gesetzt, eine Himalaja-Tour zu unternehmen und dabei weitere Erfahrungen zu sammeln.

 

 

 

Micha
Micha

Schlussendlich bin da noch ich, Michael (39), selbstständiger Berater und Interim-Manager für Online Marketing, E-Commerce und IT, neben dem Internet auch dem Volleyball-Netz zugeneigt und damit in der Gruppe verortet.

 

Am Donnerstagabend trudeln die einzelnen Mitglieder unserer Gruppe nach und nach auf der Schwabenhütte ein, idyllisch gelegen in Hirschegg im Kleinwalsertal. Alle aus der Volleyball-Crew müssen derbe aufpassen, dass sie sich nicht die Köpfe an den niedrigen Türrahmen und Decken stoßen. Es gibt Schnitzelpommes und Kässpätzle für die Fleischverächter. Der Wirt sieht aus, als ob er selbst sein bester Gast sei und kommentiert unseren Wunsch nach Servietten so: „Wozu braucht’s ihr denn die, esst ihr mit den Fingern?“

Das Post Edel Bier schmeckt am Anfang scheußlich, irgendwann gewöhnt sich aber unser Gaumen daran. Alle sind redselig – reden lenkt schließlich auch ab von den Erwartungen an die nächsten Tage. Und so werden Geschichten über die letzten Touren und Erfahrungen erzählt. Besonders Silvia wird nicht müde, alle „Newbies“ mit Schauergeschichten über den Kili zu motivieren.

Kurz nachdem der VW-Bus vom Münchner Flughafen eingetroffen ist, beziehen wir unsere Schlafzimmer. Die Männer beschnarchen ein Zehnerzimmer, die Frauen haben Glück und schlafen zu zweit im Sechserzimmer.

1. Tag

Aufstieg

Am nächsten Morgen trifft sich die ganze Gang zum Frühstück wieder, inzwischen ist auch Arne K. als letzter Teilnehmer eingetroffen. Interessiert betrachten wir den Alpabtrieb über die Straßen des Kleinwalsertals, bevor es zusammen zur Bergschule in Hirschegg geht, um unsere beiden Bergführer Olli und Thomas zu treffen…

Treffen an der Schwabenhütte
Treffen an der Schwabenhütte

Ausstaffiert mit den oben erwähnten Einordnungen, guten Ratschlägen und Tipps treffen wir uns alle wieder auf dem Parkplatz an der Fellhornbahn in Oberstdorf. Ein jeder minimiert noch so gut er kann sein Gepäck („ein Paar Wandersocken reicht völlig“), bevor uns der übernächste Bus weiter ins Birgsautal hineinbringt, auf knappe 1.000 m Höhe.

Das Gelände steigt langsam, aber unerbittlich an, während der Weg immer schmaler und felsiger wird. Können wir anfangs noch bequem nebeneinander gehen und uns unterhalten, merken wir schon bald die dünner werdende Luft. Auf 1.300 m Höhe erreichen wir mit der Petersalp unsere erste Zwischenstation.

Rast auf der Petersalp
Rast auf der Petersalp

Von hier aus steigen wir in kurzen Serpentinen steil nach oben, bevor der Weg gen Süden über die Alm wieder in den Wald hineinführt. Doch dieser wird immer lichter und verliert schließlich den Kampf mit der Höhe. Hier dominieren Buschwerk und Gras. Einige Serpentinen weiter, und wir betreten ein Plateau, auf dem sehr idyllisch die Enzianhütte liegt. Angekündigt schon eine Stunde vorher sind wir besonders gespannt auf die reichhaltige Speisekarte – und werden nicht enttäuscht. Besonders der Kaiserschmarrn, brüderlich geteilt unter uns Wanderschwestern findet Gefallen. Fürwahr, ein kulinarisches Meisterwerk der Berge!

Ein Traum von Kaiserschmarrn auf der Enzianhütte
Ein Traum von Kaiserschmarrn auf der Enzianhütte

Wir brechen wieder auf und müssen gleich ein gefährliches Hindernis überwinden: In einem stark abschüssigen Bachlauf liegt ein Schneebrett, das wir als Aufstieg benutzen. Doch alle meistern die rutschige Stelle schadlos.

Während wir immer höher steigen, ziehen am Horizont dunkle Wolken auf. Noch bevor wir die Rappenseehütte – unser heutiges Ziel – erreichen, ist der Regen über uns und macht im Zusammenspiel mit der dünnen Höhenluft und dem kalten Wind die letzten Meter zur Qual. Große Lücken tun sich auf und die beiden Bergführer haben zu tun, dass sie uns alle in die Zuflucht auf 2.092 m Höhe bugsieren.

Wenig später ist der Regen vorbei und wir können das Alpenpanorama aus dem Fenster unseres Schlafsaals genießen. Dieser ist mit seinen zwölf Liegeplätzen wie für uns gemacht. Abends genießen wir Hirschgulasch, Semmelknödel und Spätzle, bevor wir uns pünktlich 22 Uhr zur Hüttenruhe betten. Morgen wird ein anstrengender Tag.

2. Tag

Von der Rappenseehütte zum Heilbronner Thörle

Draußen herrscht noch sternenklare Nacht, als uns Wecker um kurz vor sechs klingelt. Wie auf Kommando sind alle wach und schälen sich aus ihren Schlafsäcken. Nicht nur wir wollen uns früh auf den Tagesmarsch machen, die ersten Wanderer haben schon ihre Rucksäcke geschultert und die Stirnlampen umgeschnallt. Währenddessen wird das Timing des morgendlichen Toilettengangs zur Überlebensfrage. Schnell noch Frühstück fassen und dabei von unserer Organisation mit Bergführern profitiert: Kein Anstehen, kein Warten auf heißen Kaffee oder – o Wunder – sogar Kakao.

Abmarsch von der Rappenseehütte
Abmarsch von der Rappenseehütte

Unterhalb der Rappenseehütte, vorbei am natürlichen Wasserreservoir führen uns Olli und Thomas dann weiter, immer noch bergauf. Nach wenigen Metern können wir auch den Rappensee von oben bewundern. In diesem Jahr lädt der Bergsee bei einstelligen Celsiusgraden nicht zum Baden sein, doch angeblich hat Olli im letzten Jahr mehrfach bei 18 Grad gebadet. Überhaupt ist Olli ein ständiger Quell von Informationen und Geschichten, die er pausenlos zum Besten gibt. Vielleicht ist ja doch eine Olivia an ihm verlorengegangen. Wie wir so noch von der Quarantäne aufgrund von Noroviren (oder doch aufgrund verunreinigten Trinkwassers?) hören und Arne K. seinen Rucksack versehentlich zu nahe an einem Kuhfladen parkt, züngelt die Sonne vorsichtig über die östlich von uns liegende Bergkette. Dort wollen wir hin. Im Westen wird nun ein Hang nach dem nächsten erhellt, wir wandern derweil weiter und überqueren wenig später die Österreichische Grenze, was Olli auch anmerkt: „Spürt ihr die gute Luft auf einmal?“

Steinbock am Heilbronner Weg
Steinbock am Heilbronner Weg

Da sehen wir plötzlich am Rand des Kessels einen Steinbock, der friedlich in der Morgensonne äst. Vorsicht ist geboten; wollen wir es doch nicht riskieren, dass der Steinbock zum Steineschmeißer wird. Mittlerweile hat sich hinter uns ein wahrer Lindwurm aus Wanderern aufgemacht, welcher sich aus der Rappenseehütte zu speisen scheint.

Einen steilen Anstieg später stehen wir am „Heilbronner Thörle“, ein Spalt im Fels, der uns verstehen lässt, warum unsere Bergführer auf kleinen Rucksäcken bestanden haben.

Auf dem Grat

Dann haben wir den ersten Abschnitt geschafft, als wir an den beiden prägnantesten Punkten des Heilbronner Höhenwegs ankommen: Den Leitern am Steinschartenkopf.  Hier rasten wir kurz und lassen gefühlt drei weitere Wandergruppen vorbei.

Olli unterm Steinschartenkopf
Olli unterm Steinschartenkopf

Ede hat sich bis hierhin bravourös geschlagen, ahnt aber wohl schon, dass ihm nunmehr der schwierigste Teil des heutigen Tages bevorsteht. Zweimal hatte er bereits am Freitag auf seine Höhenängste hingewiesen, doch heute wird sich erweisen, ob er das Zeug hat, sie zu überwinden. Gemein nur, dass der Aufstieg bis hierhin schon locker drei Stunden verschlungen hat. Das zurückzulaufen dürfte wenig motivierend sein. Und so richtet sich auch unser Blick nach vorn, um die Grate zwischen hohem Licht und Mädelegabel zu bezwingen.

Die Leitern sind kein Hindernis, festgefügt in die sie tragenden Felsen schwingen sie keinen Millimeter. Einzig der Handlauf der horizontalen Leiter hätte für den ein oder anderen stabiler sein können.

Leiter am Steinschartenkopf
Horizontale Leiter am Steinschartenkopf

Jeder kämpft nun auf seine Weise mit der Höhe, den Stolperfallen des Weges, dem rutschigen Geröll und dem schwerer werdenden Rucksack. Immer wieder führt uns der Heilbronner Weg einen Grat hinunter, nur um gleich den nächsten Kopf zu erklimmen. Meter um Meter geht es so voran. Das beansprucht insbesondere Arnes Material dermaßen, dass erst die Surfhose in den Dutt geht und wenig später auch die Schuhsohle Sezessionsgedanken verfolgt.

Quicksilver-Hose in den Alpen
Was hat eine Quicksilver-Hose in den Alpen verloren? Nichts!

Olli schaut sich immer wieder um und richtet sorgenvolle Blicke auf den westlichen Vormittagshimmel, an dem sich mehr und mehr dunkle Wolken sammeln. Auch der Blick nach vorn zeigt uns weiße Quellwolken, die von Deutschland her über den Gebirgskamm auf den Heilbronner Weg schwappen. Unsere Rast auf dem Bockkarkopf ist daher nur kurz.

Ein Großteil unserer Gruppe hätte wohl gern auch die Mädelegabel erklommen, doch das ist uns heute nicht vergönnt. Olli kann sehr resolut sein. wenn es darum geht, eine Schlechtwetterfront auf über 2.000 m Höhe zu vermeiden – und letztlich ist das auch in unserem Sinne.

Belohnt werden wir für diese Entscheidung gleich am Fuß der Mädelegabel, nach der Überquerung eines Gletschers, mit einem Rudel von mindestens sechs Steinböcken, die sich links und rechts unserer Route postiert haben.

Steinbock 2
Steinbock 2

Gefühlt ist der Tag bereits weit vorangeschritten, doch der Blick zur Uhr sagt mir, dass es gerade erst Mittag durch ist. Mit der mehr und mehr abfallenden Strecke kommen wir nun auch in den Einzugsbereich der bereits früh gesichteten Wolken, die für erhöhte Luftfeuchtigkeit sorgen. Die Hamburger unter den Lesern werden mich verstehen…

Abstieg zur Kemptner Hütte

Neblig
Neblig

Es gibt jedoch neben den Wanderern noch andere Frischluftfanatiker, die das Wetter nicht schreckt. Aber warum man „Tiere, die nicht murmeln sondern pfeifen, Murmeltiere nennt, werde ich wohl nie begreifen“…

Ede geschafft aber glücklich
Ede geschafft aber glücklich

Ede ist mittlerweile gar nicht mehr zu halten. Befreit von allen Abgründen und Graten marschiert er wie im Einzelkämpfertraining unbeschwert voran und lässt sich auch durch konsequentes Windschattengehen der Verfolgergruppe um Axel und Schloder nicht mehr einholen.

Geschafft, aber glücklich kommen wir schließlich am frühen Nachmittag an der Kemptner Hütte an.

Ankunft an der Kemptner Hütte
Ankunft an der Kemptner Hütte

Der Regen hat uns nur eine knappe halbe Stunde zugesetzt, den Rest der heutigen Schauer veratmen wir einfach zwischen Kopfkissen und Decke bei der horizontalen Vorbereitung auf den Hüttenabend. Für das akustische Stimmungsbild sorgen dabei die Kühe vor dem Fenster unseres Schlafraumes. Sehr beruhigend im Moment, wenn ich auch etwas Sorge um meine Nachtruhe habe.

Was sicher hilft, ist kaltes Wasser auf dem ganzen Körper, kurz vor dem Abendessen. Mir scheint die Nur-Kaltwasser-Versorgung allerdings eine Maßnahme der Disziplinierung gegen zu langes Duschen zu sein – wie wäre denn sonst der Ansturm von gefühlten 300 Wanderern auf eine einzige Dusche zu bewerkstelligen? So heißt es doch schon im Gedicht vom Hüttenwirtsopa Ernst Wagner:

Zum Wäscha gibt’s nur Wasser kalt –
im Tal kriagsch des „Warma“ wieder – bald.
Au beim Duscha isses rar…
es kommt vom Dach über‘s Solar.
Wenn’s Wetter streikt, so isches halt –
dann bleibt die Dusche au mol kalt!

Auch auf der Kemptner Hütte wird der Tresen um kurz vor zehn geschlossen und alle schlüpfen zwischen ihre Decken. Ich brauche noch ein bisschen Zeit, um die Ereignisse des Tages zu verarbeiten, meinen aufgrund der Höhe schnelleren Puls herunterzusteuern und das Glockengebimmel zu ignorieren, dann falle auch ich in einen tiefen Schlaf.

3. Tag – Abstieg von der Kemptner Hütte durch den Sperrbachtobel nach Spielmannsau

Der Regen des gestrigen Tages hat die Wege schlammig gemacht, und so sind wir angehalten, uns bei unserem zweieinhalbstündigen Abstieg noch einmal richtig zu konzentrieren. Auch wenn die größten Höhen schon gestern überwunden wurden, möchten alle wieder heil und gesund nach Hause kommen.

Matsch
Matsch

Der Sperrbachtobel ist ein Tal, welches das typische Allgäu-Grün an den Felswänden aufweist und sich zur Mitte hin immer stärker einer idealen V-Form annähert. Mit jedem Meter, den wir am Rand der Felswände absteigen, wird die Vegetation wieder artenreicher. Schon bald sind wieder einzelne Büsche zu sehen, die noch weiter von unten von Bäumen durchsetzt werden. Dann holt uns wieder der Regen ein und gibt dem schon aufgeweichten Weg den Rest. Wohl dem, der Wanderstöcke dabei hat. Zweimal überqueren wir auf wackeligen Brücken den Bach, der dem Tal seinen Namen gibt, doch gefährliche Brücken sehen für uns seit gestern ganz anders aus…

Im Sperrbachtobel
Im Sperrbachtobel

Dann sind der Abstieg und damit auch unsere Wanderung geschafft. Material wird gesichtet, gesäubert oder geschlossen entsorgt…

Wanderschuh kaputt
Wanderschuh kaputt

 

Freude kommt auf, wir beglückwünschen uns gegenseitig zu unserer Leistung, und gleichzeitig reift bei den meisten schon die Frage, welcher alpinen Schwierigkeitsstufe wir uns spätestens im nächsten Jahr stellen wollen – denn der Kilimandscharo ist wohl nicht genug.

Vielleicht habt ihr ja Ideen für zukünftige Wanderungen? Dann hinterlasst diese doch bitte unten in den Kommentaren.

Zum Schluss ein herzlicher Dank an unsere beiden Bergführer Olli Sinz und Thomas Kessler  für die Tour, Schloder für die Schwabenhütte und Axel für die Gesamtorganisation!

Wer Lust auf noch mehr Bilder hat – bitteschön! Oder hier die neueste Idee von Google – eine Bilder-Story

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