Danke HVV

Warum das Leben in Escheburg ohne den Metrobus der Linie 12 (doch noch) weitergeht.

Linie 8890 von Escheburg nach Bergedorf
Linie 8890 von Escheburg nach Bergedorf

Seit dem letzten HVV-Fahrplanwechsel am 15.12.2013 hat sich die von mir lange Zeit hoch gelobte Verkehrsinfrastruktur in Escheburg gründlich gedreht. Zu behaupten, der beschauliche Ort wäre damit wieder in der Steinzeit angekommen, führt aber sicher zu weit. Allerdings waren schon eineinhalb Jahre vor der letztlichen Umsetzung Pläne ruchbar geworden, dass die Metrobuslinie 12 (alle zehn Minuten) in Zukunft einen Bogen machen würde um Börnsen und Escheburg, die beiden Orte auf dem Weg von Hamburg-Bergedorf nach Geesthacht damit schlechter gestellt werden. Schien es Ende 2012 noch, als sei der Kelch vorbeigegangen, schlugen die Verkehrsplaner 2013 dann endgültig zu.

Abfahrt Linie 8890 von Bergedorf
Abfahrt Linie 8890 von Bergedorf

Müßig wäre es, alle Details der Entwicklung aus dem letzten Jahr hier darzustellen. Im Ergebnis sieht es jetzt für die Anbindung an den wichtigen Umsteigebahnhof Bergedorf so aus: Alle 30 Minuten fährt ein Bus der neu eingerichteten Linie 8890 von Geesthacht über Escheburg und Börnsen nach Bergedorf. Dazu kommt ein stündlich verkehrender Bus, der in Escheburg an der Grüppental-Schule seinen Anfang nimmt, den Stubbenberg zur alten B5 hinunterfährt, hier die Haltestellen Am alten Bahnhof und Götensberg bedient, um dann ebenfalls weiter Richtung Bergedorf zu fahren. Allerdings mit einem Schlenker ins Oberdorf Börnsen (und wieder zurück), diese veränderte Routenführung verlängert die Fahrtdauer nach Bergedorf um weitere sieben bis acht Minuten. Was bleibt? Ein 30-14-16-Takt und eine teilweise längere Fahrtzeit. Zuviel für meinen Geschmack. Auch manch anderer Einwohner von Escheburg dürfte seit Inkrafttreten des Fahrplans deutlich häufiger das Auto nutzen, um dieses auf einem der Park&Ride-Parkplätze in Bergedorf, Nettelnburg, Allermöhe oder Mittlerer Landweg abzustellen – oder gleich ganz bis in Hamburgs City zu fahren. Für die Umwelt und auch die Geldbörse jedes einzelnen sind das schlechte Nachrichten.

Ich habe mich während meiner Zeit in Australien entschieden, dem „man müsste mal“ den Kampf anzusagen, habe das an verschiedenen Stellen bereits in die Tat umgesetzt, so auch hier: Ich fahre seit Anfang Februar deutlich mehr Fahrrad. Dabei spielen mir neben der schlechteren Busanbindung zwei weitere Dinge in die Karten:

  • Das überaus gute Wetter zu dieser Jahreszeit
  • Unser neuer Fahrrad-Schuppen Nordbau

Während ich für die HVV-Verschlechterung und das Wetter wenig kann, bin ich sehr froh, im letzten Jahr das kleine Holzhäuschen direkt an der Straße neu gebaut zu haben. Hier haben unsere Fahrräder ihr Zuhause gefunden und sind damit wesentlich schneller einsatzbereit. Keine Notwendigkeit mehr, das Fahrrad die Treppen vom Keller übers Wohnzimmer bis in den Essbereich, dann durch den Flur, aus dem Haus und schlussendlich auch noch die Außentreppe auf Straßenniveau zu tragen. Einfach Schuppen auf- und Fahrrad abschließen, raus aus dem Schuppen und los geht die Fahrt. So sind nicht nur Einzelfahrten nach Bergedorf, sondern auch Touren zu dritt oder zu viert wesentlich schneller begonnen und werden das Rad wird zum gern gewählten Fortbewegungsmittel, weil die Einstiegshürde deutlich abgesenkt ist.

Für die Strecke nach Hamburg habe ich jetzt mehrere Varianten in petto:

  1. Mit dem Fahrrad nach Bergedorf, dort Mitnahme in der S-Bahn bis nach Hamburg Hauptbahnhof oder irgend eine andere Station in der Hansestadt. Damit bin ich in Hamburg herrlich flexibel und komme in kürzester Zeit von A nach B. Zu beachten sind lediglich die Fahrrad-Sperrzeiten (6-9 und 16-18 Uhr) in den Bahnen. Ich fühle mich damit wie vor 20 Jahren, als ich mir zu Beginn meines Studiums mit Fahrrad, U- und S-Bahn Hamburg entschlossen habe.
    Zusätzliche Kosten: keine, mindestens 15 km, meist eher 25-30 km Fahrradfahren pro Tag.
  2. Ebenfalls mit dem Fahrrad nach Bergedorf, dort das Fahrrad dem Fahrradparkhaus Bergedorf anvertrauen und ohne Fahrrad mit der Bahn weiterfahren. In Hamburg kann ich weiter den HVV nutzen, oder aber das StadtRAD, ggf. auch Car2Go oder DriveNow Car-Sharing.
    Zusätzliche Kosten: 1 EUR pro Tag fürs Fahrradparkhaus und ggf. für StadtRad oder einen der anderen Sharing-Dienste. Ca. 15 km Fahrradfahren pro Tag.
  3. Ganz von Escheburg nach Hamburg mit dem Fahrrad und auch dort per Rad unterwegs. Das ist eine Möglichkeit, die ich in den vergangenen Wochen noch nicht wieder eingesetzt habe. Ich erinnere mich mit Grausen an eine Rückfahrt vom Volleyball-Training 2007, als ich abends nach 22 Uhr vom Holstenhofweg bis nach Hause fuhr und auf Höhe der BAB-Anschlussstelle Curslack Krämpfen bekam und für die letzten ca. fünf Kilometer gefühlt eine halbe Stunde benötigte. Aber vielleicht kann ich meine körperlichen Defizite mit etwa Training in der neuen Radsportgruppe Escheburg überwinden. 😉
    Gesparte Kosten: 6 EUR für eine 9-Uhr-Tageskarte im HVV, 60-90 km Fahrradfahren pro Tag.
Umfrage zu HVV-Bus-Abfahrtzeiten in Escheburg
Umfrage zu HVV-Bus-Abfahrtzeiten in Escheburg

Die Gemeinde Escheburg hatte im Februar eine Umfrage bei ihren Bürgern durchgeführt, um das tatsächliche ÖPNV-Nutzungsverhalten und damit den Bedarf für eine wieder stärker frequentierte Buslinie zu ermitteln. Obwohl ansonsten optimistischer Natur möchte ich mich nicht auf den Erfolg dieser Aktion verlassen und setze (mich) eher weiter aufs Fahrrad.

Ich stelle bereits fest, dass ich dieses Jahr wesentlich fitter bin als in den letzten Jahren um dieselbe Zeit. Dafür danke ich an dieser Stelle stellvertretend und herzlich dem HVV, auch wenn ich die Daumen, dass Escheburg durch eine bessere Busanbindung wieder attraktiver für jetzige und zukünftige Einwohner wird.

Wie löst ihr anderen Escheburger eigentlich die schlechtere ÖPNV-Situation für euch? Ich freue mich auf eure Kommentare.

Ein Gedanke zu „Danke HVV“

  1. Option 3 (Escheburg – Hamburg City komplett per Fahrrad) habe ich vergangene Woche getestet.

    Nach Hamburg rein bin ich von Escheburg auf der alten B5 nach Bergedorf und von dort aus über die Lohbrügger Landstraße und weiter immer entlang der B5 gefahren. Eigentlich eine sehr schöne Strecke, insbesondere an der Bille zwischen roter, blauer und gelber Brücke. Ab Horn wird es dann wieder etwas anstrengender, den richtigen Weg zu finden. Begeistert hat mich aber die Strecke zwischen U Burgstraße und Hauptbahnhof. Hier kann man wirklich von einer Fahrradautobahn sprechen.

    Die Rückfahrt ging dann von Ottensen durch den Stau über Königstraße und Reeperbahn weiter auf die Ludwig-Erhard- und Willy-Brandt-Straße. An den Deichtorhallen schlug ich mich unter der Bahn hindurch und in Richtung Großmarkt durch, durchquerte Rothenburgsort und fuhr mehr oder weniger direkt neben der S-Bahn-Linie über Tiefstack, Billwerder-Moorfleet, Mittlerer Landweg, Allermöhe und Nettelnburg bis nach Bergedorf. Zum Schluss war ich sehr ausgepumpt, hatte aber immerhin keinen Muskelkater am nächsten Tag. Einzig nerviges Ereignis: Auf der Rückfahrt zog kurz vor Allermöhe ein deutlich weniger sportlich aussehender Mann an mir vorbei und ich konnte ihm beim besten Willen nicht folgen. Naja, sicher war der gerade aufs Rad gestiegen. 😉

    Dauerhaft wäre mir das aber zu anstrengend, da finde ich die Kombination Fahrrad / S-Bahn schon wesentlich besser, auch wenn die HVV-Fahrtkosten hinzukommen.

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