Hoch und runter in Katoomba
07.01.2014 18 °C
Heute geht es schon um sechs Uhr morgens aus den Betten, denn wir haben eine größere Fahrt (knapp drei Stunden) vor uns. Es geht in die Blue Mountains, westlich von Sydney. Leider müssen wir auch ein Stückchen durch Sydney hindurch, was uns Berufsverkehr einbringt.
Bei unserer Ankunft starren wir dann ungläubig abwechselnd aus dem Fenster und aufs Thermometer: Grau, regnerisch, 11,5 Grad Celsius? Wo ist denn bitte der australische Sommer geblieben? Unverdrossen setze ich dennoch den Rest der Familie inklusive (Regen-) Jacken am Echo Point aus dem Auto und suche einen etwas günstigeren Parkplatz als den nächstgelegenen für $ 4,40 die Stunde.

Bei meiner Rückkehr hat zwar der Regen aufgehört, aber der Nebel lungert immer noch im Jamison Valley herum. Jammerschade, so können wir gar nicht genau abschätzen, ob das Tal wirklich so groß wie der Grand Canyon ist, wie unser Nachbar behauptete. Letztlich ist das auch egal, denn wir wollen ein paar Schritte wandern und nicht den Blue Mountain Marathon gewinnen. Der freundliche Guide im Visitors‘ Center empfiehlt uns beschaulichere Routen, aber uns hat es die Giant Stairway, also die „Riesentreppe“ angetan. Mit ihren knapp 1.000 Stufen scheint sie genau die richtige Herausforderung für uns. Das erste Stück ist rollstuhlgeeignet und genau das Richtige zum Eingrooven, bevor uns der Hinweis „very steep – strong walkers only“ wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt: Wollen wir diesen Weg wirklich mit unseren Kindern gehen? Ja, wir schaffen das!

Zu diesem Zeitpunkt haben sich die tiefhängenden Wolken etwas weiter in Richtung der dahinter verborgenen Sonnenscheibe verzogen und wir können immerhin einen Blick auf die erste der „Drei Schwestern“ erhaschen, die Felsgruppe an der wir gleich hinabsteigen und die wir anschließend nahezu vollständig umrunden werden. Ab diesem Punkt geht es nur noch hinunter, die 1.000 Stufen erwähnte ich bereits?
Nach einem vorsichtigen Abstieg, den wir alle ohne größere Ausrutscher meistern, beginnt der australische Busch unterhalb der aufragenden Felsen wie ein echter Regenwald zu schillern. Das Grün wirkt im Kontrast zum Weiß der Eukalyptusbäume besonders kräftig, und an einigen Stellen gluckert das Regenwasser noch aus dem Fels und rinnt auf kleinen Durchlässen im Weg unter unseren Füßen gen Tal.

Aus jenem übertönen immer wieder Kakadus den stetigen Gesang der Zikaden, einzeln oder in Schwärmen aufsteigend auf der Suche nach neuer Nahrung oder einem sonnigeren Plätzchen.
Dem Dardanelles Walking Track am Fuße der Giant Stairway folgen wir, mit einigen Unterbrechungen zum Essen, Trinken oder zur Bienenabwehr. Katharina wird leider in die Hand gebissen, aber sie hat Glück und kommt ohne allergische Reaktion davon. Der Weg führt uns nach dem Schreck weiter bis hin zu den Katoomba Falls und wir entdecken dort nicht nur plätscherndes Wasser, sondern auch Pfauen in freier Wildbahn, bevor wir an der Talstation der Scenic Railway ankommen, der „steilsten Eisenbahn der Welt.“
Am liebsten würde Arvid und Armella direkt den nächsten Zug nach oben nehmen, aber es gibt im Tal noch weitere Installationen aus der Minengeschichte von Katoomba zu entdecken: Alte Stollen, alte Lastkabinen, alte Bergarbeiterhütten. Das Ganze ist neben der Eisenbahngleise gut erreichbar gemacht durch eine weitere Seilbahn vom Plateau hinunter, verbunden durch den Scenic Walkway, eine Art Bürgersteig im Regenwald, der mit zahlreichen Infotafeln ausgestattet ist. Für meinen Geschmack schon einige zu viele. Die gute Erreichbarkeit und das bessere Wetter am Nachmittag lässt auch die Anzahl der Besucher deutlich steigen. Nur wenigen Anteil daran dürften die nahen Furber Steps haben, die ebenfalls einen Abstieg ins Tal bieten.
Armella möchte lieber Seilbahn als steile Eisenbahn fahren, verliert aber in unserer höchst demokratischen Abstimmung klar mit 1:3 Stimmen, worauf sie aus Protest (?) einschläft. Pünktlich zum Einstieg berappelt sie sich jedoch und ist anschließend hellwach, bereit für mindestens eine weitere Ab- und Auffahrt.

Der Plan, der Wanderung eine ordentliche Portion Fish & Chips folgen zu lassen, wird durch die engen Öffnungszeiten der Cafeteria unterwandert. Daher ziehen wir die Kaffeepause vor.
Auf dem Rückweg stoppen wir kurz am Katoomba Falls Kiosk. Die Kinder genießen den nahe gelegenen Spielplatz, ich nutze die Zeit für ein paar Fotos des Scenic Skyway vor beeindruckender Kulisse. Die Blue Mountains sind ein sehr schönes Revier zum Wandern und Atmen.

Von den blauen Bergen zum blauen Wasser des Lake Macquarie ist es für uns nur ein Katzensprung. Also ab aufs Boot!