
Nachdem Vattenfall Europe uns als Nachbarn bereits im Juni per Postwurfsendung über das Wiederanfahren von Krümmel informiert hatte, flatterte dieser Tage wieder ein Schreiben aus dem Überseering ins Haus.
In dem Juni-Schreiben war noch davon zu lesen, dass sich „vieles in den letzten zwei Jahren getan“ hat. Unter anderem wurde der in 2007 abgebrannte Transformator ausgetauscht und auch sonst eine ganze Menge Maßnahmen zur Erneuerung und Modernisierung in Angriff genommen. Vattenfall nennt zum Beispiel
- Sanierung diverser Armaturen
- Überprüfung und Austausch von Schwerlastdübeln
- Erneuerung von Hilfssystemen zur Generatorkühlung
- Optimierung von Organisation, Administration und Kommunikation
Mit all diesen Maßnahmen wollte Vattenfall Krümmel fit machen für viele Jahre klimaschonende Strom-Erzeugung. Unterschrieben war der Brief vom zu diesem Zeitpunkt aktuellen Kraftwerksdirektor Hans-Dieter Lucht.
Nach dem erneuten Störfall am 4. Juli, nur wenige Tage nach dem Wiederanfahren von Krümmel, hat Hans-Dieter Lucht seinen Hut ge- und damit persönlich die Verantwortung übernommen für die Reaktorschnellabschaltung.
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Mittlerweile hat Vattenfall Europe die Kommunikation gegenüber Nachbarn und Anwohnern des AKW Krümmel stärker an die Zentrale herangezogen und schreibt in der vergangenen Woche erneut aus dem Überseering 12. (Hier das komplette Vattenfall-Schreiben zu Krümmel).
In dem Schreiben geht Vattenfall auf die Ursachen und näheren Umstände der Schnellabschaltung ein, formuliert dabei äußerst professionell, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden hat, die Vorgänge rund um Krümmel dennoch „oberste Priorität“ besitzen.
Nach den großspurig im Juni-Schreiben bekannt gegebenen „Maßnahmen zur Optmierung von Organisation, Administration und Kommunikation“ finde ich es schon sehr merkwürdig, dass dann doch einfach geartete Überwachungen nicht professionell implementiert worden sind. Das verwundert mich am meisten – entgegen aller in der Kommunikation spürbaren Professionalität hat man es einfach unterlassen, bestimmte Dinge umzusetzen. Die – freiwillige – Suspendierung des Krümmel-Kraftwerksleiter Lucht mag zwar als richtige Konsequenz erscheinen, spielt aber aus meiner Sicht nur eine untergeordnete Rolle. Vattenfall muss sich doch die Frage stellen lassen, welche Kontrollinstanzen da versagt haben.
Damit ist für mich auch die Zuverlässigkeit von Krümmel in Frage gestellt, insbesondere vor dem Hintergrund der Diskussion über längere Laufzeiten von AKWs im Allgemeinen und von Krümmel als „größter Siedewasserreaktor der Welt“ im Besonderen. Wer bitte – insbesondere unter den Anwohnern im Umkreis – soll denn Krümmel weiterhin vertrauen?
Positiv zu sehen ist das Gesprächsangebot von Vattenfall zu Krümmel. Besorgte Bürger haben nicht nur die Chance, das Informationszentrum zu besuchen oder anzurufen, auch per E-Mail an kernenergie@vattenfall.de kann man mit dem Betreiber in Kontakt treten. Ich würde es allerdings befürworten, dass Vattenfall auch über www.vattenfall.de den Kontakt zu besorgten Anwohnern aufnimmt und pflegt.
Für mich als Bewohner von Escheburg bleibt ein fader Beigeschmack. So richtig glücklich werde ich wohl erst sein, wenn Krümmel abgeschaltet und alle atomaren Bestandteile abgebaut oder versiegelt sind.
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Übrigens: Vattenfall ist als Nachfolger der HEW auch sehr nah dran an der Bevölkerung: Die Kochkurse von Vattenfall in Hamburg erfreuen sich seit Jahren einer hohen Beliebtheit.
Bin auch Anwohner – also so rein vom Prinzip her gesehen jetzt.
Stimmt. Irgendwie sind ja alle Hamburger Nachbarn von Krümmel und Brunsbüttel.