Es droht Ärger in Escheburg. Anlass ist die Vergabe der Trägerschaft für die neue Kita.
Seit Anfang März 2012 sind die Bauarbeiten für das neue Kita-Gebäude in Escheburg im Gange. Damit wird nun auch nach außen hin sichtbar, welchen Weg die Gemeinde Escheburg in Sachen Kindertagesstätte eingeschlagen hat. Schon seit langem war geplant, eine Krippe zu bauen und damit den Anforderungen des Tagesbetreuungsausbaugesetzes nachzukommen. Auch wir hatten nach unserem Umzug nach Escheburg 2005 gehofft, dass unsere Kinder in eine Krippe vor Ort gehen können.
Nachdem verschiedene Konzepte und Standorte geprüft wurden, hat die Gemeinde im vergangenen Jahr über einen Neubau nördlich des Schulgebäudes an der Straße „Am Soll“ entschieden, Ende Februar dann über die Trägerschaft der Einrichtung. Teil des Ergebnisses ist, dass der in Escheburg etablierte Kindergartenverein „Escheburger Strolche“ nicht in das Konzept der neuen Kita einbezogen wird. Viele Escheburger, deren Kinder viele glückliche Stunden bei den Escheburger Strolchen verbracht haben oder noch verbringen, fragen sich, wie das denn sein könne. Insbesondere vor dem Hintergrund des in den letzten Jahren gesunkenen Bedarfs ist eine Zukunft mit zwei Kitas unwahrscheinlich.
Der folgende offene Brief des Kindergartenvereins wirft weitere Fragen auf, unter anderem dazu, wie Entscheidungsprozesse in unserer Gemeinde laufen.
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Offener Brief des Kindergartenvereins Escheburger Strolche
Quelle: KiGa-Express März 2012
Liebe Eltern,
am 28. Februar 2012 hat der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung über die Trägerschaft für das neue Krippen- und Kindergartengebäude entschieden. Der Gemeinderat hat sich mehrheitlich dafür entschieden, die Trägerschaft an den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) zu übertragen.
Wir sind entsetzt!
Seit etwa einem dreiviertel Jahr betreibt die Gemeinde einen Auswahlprozess für die Trägerschaft in der neuen Einrichtung. Immer wieder wurden die Bewerber um die Trägerschaft aufgefordert ihre Angebote nachzubessern, neu zu strukturieren und anzupassen. Auf die Skurilitäten in diesem Prozess wollen wir an dieser Stelle nicht eingehen, da wir uns vorbehalten die Entscheidung des Gemeinderats prüfen zu lassen.
Auf unserer Mitgliederversammlung am 11. Mai 2011 haben wir den Bürgermeister aufgefordert, die Bedarfsgrundlagen für die neue Einrichtung offen zu legen und zielorientiert Gespräche mit dem Vorstand des Vereins Kindergarten Escheburger Strolche aufzunehmen. Bis zum Dezember hat es gedauert, einen Gesprächstermin mit allen Fraktionen des Gemeinderats in dieser Frage zu verabreden.
Ist ein solches Verhalten vorstellbar gegenüber ehrenamtlich engagierten Bürgern der Gemeinde?
Uns war als Vorstand wichtig, auch für die neue Einrichtung ein gutes Angebot für die Escheburger Eltern vorzulegen und die Qualität, die der Kindergarten schon seit 25 Jahren bietet, auch in der neuen Einrichtung zu erhalten. Dazu haben wir immer wieder Anläufe unternommen, zu erkunden, warum eine Bewerbung des Vereins Kindergarten Escheburger Strolche von
Mitgliedern des Gemeinderats nicht gewünscht ist. Stichhaltige Argumente sind uns im zurückliegenden Jahr nicht geliefert worden. Hingegen wurden über fast ein Jahr alte Vorurteile gepflegt und eigene Befindlichkeiten in den Vordergrund eines Entscheidungsprozesses im Sinne der Escheburger Bürger gestellt.
Das macht uns sprachlos!
Gern sind wir der Anregung des Bürgermeisters gefolgt, eine Kooperation mit dem Zwergenland zum Zweck der gemeinsamen Übernahme der Trägerschaft einzugehen. Damit wollten wir die Befürchtungen entkräften, der Verein Kindergarten Escheburger Strolche würde mit der Übernahme der Trägerschaft der neuen Einrichtung „zu mächtig“. Dies lag
und liegt nicht im Interesse des Kindergartenvereins. Unser Interesse lag und liegt darin, ein möglichst gutes und kostengünstiges Angebot für die Escheburger Eltern zu schaffen. Dafür haben wir gern die Kompetenzen des Zwergenlands mit denen des Kindergartens in einer gemeinsamen Bewerbung um die Trägerschaft verbunden. Gemeinsam haben wir uns
bemüht im Sinne der Gemeinde und der Bürger eine Lösung zu suchen mit der alle Beteiligten, insbesondere die Entscheidungsträger im Gemeinderat, leben können. Diese Bemühungen haben die Mitglieder des Gemeinderats am 28. Februar mehrheitlich mit einem Federstrich vom Tisch gewischt.
Wir sind empört!
Bis heute können wir uns, die Vorstände von Zwergenland und Kindergarten, nicht vorstellen, dass unser gemeinsames Angebot finanziell nicht sowohl für die Eltern als auch für die Gemeinde attraktiv gewesen ist. Wir sind überzeugt, dass unser Angebot sowohl in der Qualität, die wir tagtäglich im Zwergenland und im Kindergarten nachweisen als auch in den finanziellen Auswirkungen nicht schlechter gewesen ist als das der Mitbewerber. Ganz im Gegenteil ist davon auszugehen, dass bei einer ehrenamtlich getragenen Einrichtung durch fehlende Verwaltungskosten Familien und Gemeinde gleichermaßen profitieren – das zeigen auch die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren und der Vergleich zu den Nachbarkindergärten. Und im festen Bewusstsein dieser Überzeugung ist die Entscheidung des Gemeinderats für uns nicht nachvollziehbar. Denn diese Überlegung bedeutet in der Konsequenz, dass sich der Gemeinderat mehrheitlich bewusst gegen das Engagement Escheburger Bürger ausgesprochen hat. Mit dieser Entscheidung wird sowohl die Tradition der Einrichtungen des Zwergenlands und des Kindergartens als auch das bürgerschaftliche Engagement mit Füßen getreten.
Das hat uns fassungslos gemacht!
Was erwartet uns nun? Voraussichtlich im Oktober 2012 ist das neue Gebäude fertig gestellt und der ASB bietet den Escheburger Bürgern Krippen- und Elementarplätze an. Wir freuen uns über das neu entstehende Krippenangebot, aber welche Kinder sollen denn die Elementargruppen nutzen? Schon in diesem Kindergartenjahr hat der bestehende Kindergarten in seinen Gruppen mit seiner Gruppengröße unter der Soll- bzw. Maximalausstattung begonnen. Erst zum 1. April 2012 sind in unserem Kindergarten alle Plätze besetzt. Das ist eine Situation, die uns als Kindergarten genauso wie die Escheburger Eltern freut, denn mit dieser Auslastung ist eine hohe Flexibilität für unsere Eltern gegeben. Auch das nächste Kindergartenjahr
beginnen wir mit Gruppengrößen, die zulassen, dass im Verlauf des Kindergartenjahrs weitere Kinder aufgenommen werden. Aber woher sollen die Elementarkinder für die neue Einrichtung kommen? Eine überzeugende Bedarfsplanung wurde uns bisher nicht vorgelegt. Uns erschließt sich nicht, dass halb ausgelastete Kindergartengruppen, sei es in der einen oder in der anderen Einrichtung, im Sinne der Eltern oder auch des Gemeindehaushalts sein können. Auf diese Fragen bleibt der Gemeinderat uns, den Escheburger Bürgern, bisher die Antwort schuldig.
Was wollen wir, was können wir tun? Als Vorstand des Vereins Kindergarten Escheburger Strolche werden wir alles daran setzen, das über 25 Jahre entwickelte, qualitativ hochwertige und kostengünstige Angebot für die Escheburger Eltern aufrecht zu erhalten. Wie schon in den zurückliegenden Jahren werden wir das Angebot den Bedürfnissen der Escheburger Eltern
entsprechend weiterentwickeln. Anfänge dazu sind in diesem Jahr schon gemacht worden.
Als Escheburger Bürger werden wir uns weiter empören und nicht zulassen, dass solche sachfremde Entscheidungen des Gemeinderats aus dem Bewusstsein und der Öffentlichkeit verschwinden. Als Vorstand des Vereins Kindergarten Escheburger Strolche werden wir die Fraktionen des Gemeinderats zu unserer Mitgliederversammlung am 9. Mai einladen und zu Ihrer Position zur Bewerbung von Zwergenland und Kindergarten befragen.
Als Escheburger Bürger fordern wir euch auf, euch einzumischen, euren Unmut über diese Entscheidung öffentlich – am besten beim Bürgermeister und den Fraktionen – zu machen, denn ihr und wir sind es, die die Folgen dieser Entscheidung langfristig zu tragen haben.
Der Vorstand des Kindergarten Escheburger Strolche
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Liebe Escheburger,
jetzt seid ihr gefragt. Wie beurteilt ihr die aktuelle Situation? Wie findet ihr das Verhalten des Gemeinderates? Habt ihr andere Informationen, die ihr zur öffentlichen Diskussion hinzufügen möchtet? Dann antwortet bitte per Kommentar auf diesen Beitrag (Formular ganz unten) oder schreibt mir eine E-Mail an mail (at) mifrie.de
Michael Friedrich
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