Zwei Tage in einem

13.-14.12.2013
Wir fliegen am Freitagmorgen weiter von Dubai nach Sydney. Die Straßen der nahöstlichen Metropole sind im Vergleich zum Vortag wie leer gefegt, so dass die Fahrt zum Flughafen schnell vonstatten geht. Im Terminal sind wir einmal mehr beeindruckt über die schiere Größe und den Luxus, der sich uns darbietet. Wasserfälle mit bunt angeleuchteten Fontänen hinterm Fahrstuhl, der die Ebenen für Ankunft und Abflug miteinander verbindet. Ein automatischer Zug, der die Passagiere vom Terminal zur Gepäckabholung und vom Check-In wieder zum Terminal bringt, große analoge Rolex-Uhren an den Säulen, welche die Halle tragen.

Arvid, Katharina und Armella vor dem Weihnachtsbaum am Flughafen Dubai
Weihnachtsstimmung in DBX

Im Terminal ist alles in Weihnachtsstimmung, die künstlichen Weihnachtsbäume sind bis oben mit unzähligen Kugeln geschmückt. Wie werden wir wohl dieses Jahr unser Weihnachtsfest verbringen, so weit weg von unseren Familien? Werden wir unsere Lieben vermissen? Wie wird Weihnachten im Sommer? Kommt der Weihnachtsmann wirklich in kurzer Hose und auf dem Surfbrett, so wie es Arvid im Kindergarten über Australien gelernt hat? Fragen über Fragen!

An unserem Abfluggate angekommen spüren wir noch die Müdigkeit in unseren Knochen, draußen zieht jedoch schon der A380, der vor dem Gebäude parkt, unsere Blicke auf sich. In diesem Riesenvogel werden wir die nächsten vierzehn Stunden sitzen!

A380 von Emirates
Riesenvogel A380 von Emirates

In diesem Bewusstsein nehmen wir in Kauf, mit die letzten Passagiere zu sein, die es sich an Bord bequem machen. Und in der Tat ist der Sitzabstand für Economy-Class-Verhältnisse sehr angenehm. Da die First Class und die Business Class sich im Riesen-Airbus im zweiten Stock befinden, bleibt einem auch das ständige Vergleichen von Sitzposition und Bildschirmgröße erspart. Das produziert weniger Neid und sorgt damit für bessere Stimmung an Bord.

Der Flug verläuft höhepunktarm. Von Dubai fliegen wir zunächst über den Ostzipfel der arabischen Halbinsel, links von uns den Golf von Oman. Dann geht es über die Arabische See, bevor wir die Südspitze Indiens und Sri Lanka überqueren. Die letzten fünf Stunden dauert es allein, Australien zu überfliegen. Könnte Sydney nicht im Nordwesten des Landes liegen? Dann wären wir jetzt schon dort!

Besonderen „Spaß“ macht es, Armella während des Flugs ihr Antibiotikum einzuflößen. Von „ich schaffe das schon ganz allein“ bis zu das Flugzeug erschütternden Schreitiraden ist alles dabei. Die Stimmung heben kann da nur noch das Inflight-Entertainmentprogramm. Diverse Disney-Klassiker und Spiele halten unsere Kinder positiv gestimmt, sind aber auch dafür verantwortlich, dass längere Schlafpausen Utopie bleiben. Aber letztlich verbringen wir gefühlt einen normalen Tag an Bord. Problem dabei ist nur, dass wir bei unserer Landung in Sydney am frühen Samstagmorgen zwei sehr müde Kinder haben.

Insbesondere Armella ist nun wirklich durch und weint bei der Einreise dermaßen, dass eine leicht genervt wirkende Beamte uns an eine Extra-Schlange verweist, wo wir glücklicherweise schnell durchgewinkt werden. Unsere Befürchtungen, dass wir entweder wegen Armellas Infektion in Quarantäne gesteckt oder aber wegen der Einfuhr unerlaubter Medikamente belangt werden könnten, erweisen sich daher glücklicherweise als unbegründet. Vielleicht haben wir einfach nur Glück. Richtig durchatmen können wir dann aber erst, als wir bei 20 Grad und leichtem Wind vor dem Flughafengebäude stehen. Wir sind in Sydney! Wer mir das nur wenige Wochen zuvor prophezeit hätte, den hätte ich getrost des Wahnsinns bezichtigt. Trotz des Hochgefühls überwiegt im Moment der Schutzreflex – irgendwie müssen wir alle ins Bett und brauchen vor allem ein Dach über dem Kopf. Deshalb organisieren wir uns nur noch Australische Dollar und ein Taxi, letzteres bringt uns in kurzer Zeit zu Eva’s Backpackers in King’s Cross.

King’s Cross ist auch als Rotlichtviertel und Partymeile von Sydney bekannt, was wohl auch Insa zu ihrer Reaktion auf unsere Unterkunftswahl veranlasst haben dürfte. Tatsächlich befindet sich die Orwell Street schon im nördlich angrenzenden Stadtteil Pott’s Point. Hier in der Victoria Street befindet sich ein Backpacker’s Hostel neben dem anderen. Die günstige Lage, Hafen und Innenstadt sind zur Not auch zu Fuß erreichbar, die S-Bahn fährt von King’s Cross direkt zum Rathaus und zum Hauptbahnhof, viele Clubs und Bars befinden sich in der Nähe, dürften ausreichend Gründe für diesen Boom sein.

Eva’s Backpacker

Kurz nach halb neun schlagen wir in Eva’s Backpacker auf, wo der ein oder andere Gast bereits in der Gemeinschaftsküche sein Frühstück einnimmt. Glücklicherweise ist auch die Rezeption besetzt und wir können direkt für unser Familienzimmer einchecken. Riesenglück haben wir, dass das Zimmer in der gerade vergangenen Nacht nicht bewohnt war, so dass wir mit unserem Sack und Pack direkt einziehen können. Da zwischen lokaler Tageszeit und unserem Zeitgefühl ein erheblicher Dissens besteht, geben wir unserem Schlafbedürfnis widerstandslos nach und sinken in die weichen Matratzen.

Obwohl ich mir den Wecker auf Mittag gestellt hatte, hängen wir noch ein paar Stunden Schlaf dran. Wie Falschgeld fühlen wir uns, als wir in der Nachmittagshitze das Eva’s verlassen, um uns die nähere Umgebung zu erlaufen. Dafür nehmen wir die Victoria Street und laufen bis zum nördlichen Ende, westlich davon liegt ein kleiner Park, der die Dachbegrünung des darunterliegenden Park-Hauses darstellt. Von hier sehen wir das erste Mal die Harbour Bridge, jenen Kleiderbügel, der so etwas wie der Anker unserer Reise werden sollte.

Harbour Bridge und Sydney Opera House
Harbour Bridge und Sydney Opera House

Doch die Müdigkeit macht sich wieder bemerkbar – zu längeren Ausflügen wird es heute nicht mehr reichen. Wir suchen uns den Weg zurück und finden zunächst einen Laden, der uns das erste Eis unseres australischen Sommers verkauft sowie einen Woolworths Supermarkt für alles weitere Wichtige: Steckdosen-Adapter, Cornflakes, Müsli, Toastbrot, Honig, Erdbeermarmelade, Obst, Nudeln, und was wir sonst benötigen.

Wenige Schritte weiter befindet sich auf einem öffentlichen Platz unter herrlichen Platanen der El-Alamein Gedenkbrunnen.

Ibisse am El Alamein Brunnen in Sydney
Ibisse am El Alamein Brunnen in Sydney

Dieser erinnert an die beiden Schlachten von El Alamein in Nordafrika, in welchen die neunten australische Division im zweiten Weltkrieg bedeutenden Anteil an der Zurückdrängung des deutschen Afrikakorps hatte. Jenen geschichtlichen Hintergrund kennen wir zu diesem Zeitpunkt nicht – und er wäre uns wohl auch herzlich egal. Wichtig ist uns die Möglichkeit, sich im Schatten der Bäume auf die Parkbänke zu setzen. Und unsere Kinder sind begeistert, können sie doch die zahlreich vorhandenen Ibisse um den Brunnen herum jagen.

Kurz darauf gesellt sich auch ein australisches Mädchen zu unseren Kindern und scheucht begeistert die Vögel hin und her. Wir kommen darüber sehr leicht mit der Mutter ins Gespräch und fragen nach Ihren Tipps für Sydney. Zum ersten Mal erleben wir die australische Offenheit und selbstverständliche Hilfsbereitschaft und fragen uns: Sind hier alle Menschen so?

Für ein frühes Abendbrot fallen wir wenig später in eine nahegelegene Pizzeria ein – ein Tipp der Australierin. Die Portionen sind so groß, dass sie uns noch die nächsten Tage versorgen. Noch beim Ins-Bett-Fallen hoffen wir, morgen fitter zu sein, um Sydney zu erkunden. Sozusagen unsere Kreise zu vergrößern.

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