Vogel und Aal vor der Davidwache

Kiez! Geh! Rock! Revue!

Mit „Tiegervogel“ und „Aal Fatal“ in zwei Stunden über den Kiez.

21.4.2012: Samstagnachmittag, Beatles-Platz, St. Pauli: Zwei schräge Typen betreten den Platz, der eine in schwarzem Mantel und schwarzer Skimaske mit angenähten Augen und einem merkwürdigen grauen Schwanz, der unter dem Mantel hervorlugt. Sieht aus wie ein Junggeselle, der sich als Pinguin verkleidet hat.

Tiegervogel und Aal Fatal bei ihrem Eröffnungslied auf dem Beatles-Platz
Hello Goodbye // Vogel und Aal starten zur Kiez-Geh-Rock-Revue

Aber da ist ja noch der andere Typ, mit Hut und schwarzem Jacket. Darauf: gelb-schwarze Applikationen. Daran: gelb-schwarze Flügel. Dortmund ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht Deutscher Fußballmeister 2012, auch seine Verkleidung muss einen anderen Grund haben.

Ah, auf dem Rücken prangt ein Aufnäher. Kiez-Geh-Rock-Revue steht dort geschrieben.  Kein Zweifel, das sind unsere Kiez-Guides. „Michael“ stelle ich mich vor, der Gelb-Schwarze entgegnet: „Vogel“. Ich (im Glauben an den Pinguin): Ach, ich dachte, der Vogel ist da drüben. „Nein, das ist der Aal.“ Gut, das hätten wir dann auch geklärt.

Ein paar administrative Details später („Seid ihr Groupon oder Barzahler?“) geht sie los, die musikalische Tour über den Kiez mit dem „Tiegervogel“ und „Aal Fatal“, zwei witzigen Typen, die sich gern auf die Schippe und ihr Publikum mitnehmen auf zwei volle Stunden Programm. Enthalten sind viele Geschichten über Menschen auf und aus St. Pauli, gewürzt mit liebevollen Details und Anekdoten und immer wieder mit Liedern, die sehr gut passen zu diesem Hamburger Stadtteil, der zwar häufig beschrieben wird, aber doch eines bleibt: unbeschreiblich.

Wer die Kiez-Geh-Rock-Revue selbst erleben und dabei noch die ein oder andere musikalische Überraschung erleben möchte, sollte lieber hier das Lesen einstellen; wer sich gut vorbereiten und Liedtexte einstudieren oder einfacher tiefer hineinschnuppern möchte in die Welt von Vogel und Aal, der darf und sollte unter dem Bild weiterlesen.

Vogel und Aal vor der Davidwache
Vogel und Aal spielen Freddy Quinn "Die Gitarre und das Meer" vor der Davidwache

Nach dem Auftakt mit dem Beatles-Song „Goodbye Hello“, gehen wir los zum eigentlichen Startpunkt unserer Tour, dem Hein-Köllisch Platz, auf dem Vogel und Aal unter anderem den Jung mit’m Tüdelband intonieren. Hier eine besonders interessante Variante zum Mitsingen mit Jan Fedder und Ina Müller: http://www.youtube.com/watch?v=6opWBtkLAcU

Anschließend geht es weiter nach Jamaika (Park Fiction) oberhalb des Golden Pudel Club, wo Vogel und Aal Die Goldenen Zitronen mit „St Pauli Boys“ zum Besten geben – nicht ohne darauf hinzuweisen, dass in dem Lied auch die St. Pauli Girls angesprochen werden: http://www.youtube.com/watch?v=a8A2HgleJyc

Erstes Highlight der Führung dann am Fuße der Treppe an der Hafenstraße, wo die Rocker von Volker Ippig und Doc Mabuse erzählen, und vom gemeinsamen Songschreiben mit Elf, dem Gitarristen von Slime. Musikalisch geboten wird gerade „Störtebecker“ (http://www.youtube.com/watch?v=VQJzc1SZ_s4), da lösen sich aus einem Hauseingang zwei Punks und schreiten beseelt mitgrölend an uns vorbei. So viel Authentizität kann doch nur Zufall sein, oder bestehen da etwa geheime Absprachen?

Doch die Zeit drängt, und eine kleine Lehrstunde zum Jolly Roger später und nach einem kurzen Zwischenstopp am Kiosk an der Balduinstraße (eine Runde Astra für alle!) geht es weiter auf den Hans-Albers-Platz. Am Fuße des Denkmals für den Blonden Hans höre ich zum ersten Mal das Esellied „Es ist egal“ (http://www.youtube.com/watch?v=jhM0YEmY_3g) und davon, dass Albers einer der wenigen Schauspieler war, die den Wechsel zum Tonfilm verkraftet haben, wenn auch mit Hilfsmitteln.

Weitere Highlights unseres Rundgangs sind die Neuinterpretation von Udo Lindenbergs „Reeperbahn“ (http://www.youtube.com/watch?v=M-RTO_Omcpw) und zwei tierische Freddy Quinns vor der Davidwache (Die Gitarre und das Meer – http://www.youtube.com/watch?v=Qdf8SZLHkiQ). Hier treffe ich meinen Chef, der gepflegt mit Geschäftspartnern ins Schmidt’s Tivoli entschwindet und etwas irritiert daherschaut ob des Vogels und des Aals. Wir aber haben immer mehr Freude an den Darbietungen der beiden Kiezrocker und gehen voll mit bei der St.-Pauli-Version von Turbonegros – I Got Erection, die passenderweise vor dem Schlemmereck am Hamburger Berg angestimmt wird, dem Treffpunkt der Turbojugend. http://www.youtube.com/watch?v=kvA5Jp3Wdcc

Am ehemaligen Star Club schließt sich der Kreis: Auch wenn die Beatles im „Indra“ ihren ersten Auftritt hatten, wurden sie doch hier bekannt. Here comes the sun…

Und zum Abschied? Sagt man in Hamburg Tschüs. Danke Aal Fatal. Danke Tiegervogel. War eine tolle Tour. Solltet ihr es schlimm finden, dass hier eure Lieder verraten werden, sagt bitte Bescheid. Ich bin aber sicher, euch fällt noch viel ein für die nächste und die übernächste Stadtführung durch Hamburg St. Pauli.

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