Zahlungsschwierigkeiten

Nachdem ich unsere Flüge am Vormittag erfolgreich gebucht habe, stehen mir die eigentlichen 3.600 Schrecksekunden noch bevor.

Gegen 17 Uhr, Arvids Kindergeburtstag mit Schatzsuche und allem drum und dran ist gerade im Gange, erhalte ich einen Anruf aus dem Reisebüro: Es gibt Probleme mit der Zahlung für die Tickets. Verdammt, natürlich! Der Verfügungsrahmen meiner angegebenen Kreditkarte gibt den Flugpreis nicht her. Was nun? Ich habe genau einen Tag Zeit, um die Zahlung hinzubekommen, dann verfallen unsere Tickets. In Zeiten des Online-Bankings kein Problem, denke ich – und muss gleich darauf feststellen, dass ich mich genau hier irre. Zwar bekomme ich freundliche und kompetente Gesprächspartner an die Strippe, mein Problem lösen kann jedoch keiner. Ein Protokoll.

17:15 – Anruf bei der Bayrischen Landesbank, ausgebendes Institut meiner AirPlus-Kreditkarten: Natürlich ist man gern bereit, mein Kartenlimit kurzfristig zu erhöhen. Allerdings ist dazu eine Nachfrage bei meiner kontoführenden Bank notwendig. Das entsprechende Formular ginge morgen raus. Wie lange der Vorgang denn normalerweise dauere, möchte ich wissen. Nun ja, drei bis vier Arbeitstage können schon bis zur Freigabe vergehen. Wenn ich es schneller brauche, wäre ein Anruf bei meiner Bank zielführend, damit diese schneller bearbeitet. Gesagt, getan.

17:25 – Anruf bei der comdirect Bank. Nach einiger Zeit in der Warteschleife spreche ich mit dem nächsten kompetenten Mitarbeiter. Es dauert eine Weile, bis ich ihm mein Anliegen erläutert habe. Er versteht, verneint aber höflich – der Lauf der Dinge und insbesondere der Formularbearbeitung lässt sich nicht dadurch verändern, dass ein – wenn auch langjähriger – Kunde ganz dringend nach Australien möchte und sein Kreditkartenlimit selbiges verhindert. Aber es gäbe noch eine andere Möglichkeit: Ich besitze doch auch eine Kreditkarte der comdirect. Diese habe zwar ein noch geringeres Limit, jedoch könnte ich auf das Kreditkartenkonto auch eine Überweisung des rechnerischen Restbetrags von meinem Konto auf das Kreditkartenkonto vornehmen, dann wäre es kein Problem und ginge auch sehr schnell, da es innerhalb des Hauses erfolge. Ja – wenn ich denn das Geld auf dem Konto hätte. Darum wollte ich mich kümmern, wenn die Buchung per Kreditkarte durch ist. Scheibenkleister. Und wo bekomme ich überhaupt auf die Schnelle so viel Geld her? Ich verschiebe den Gedanken an die aktuelle Zahlung auf später und schaue zunächst einmal auf meinem Tagesgeldkonto vorbei.

17:45 – Login bei der Ing-DiBa, Bank Nummer drei. Hier schlummern unsere stillen Reserven. Da zu erwarten ist, dass wir für Australien etwas mehr Geld als gewöhnlich benötigen, will ich gleich einen größeren Betrag auf mein Bankkonto überweisen. Ich gebe also den Betrag an und klicke auf weiter, in Erwartung der TAN-Eingabe. Im nächsten Augenblick schmeißt mich die DiBa aus dem Onlinebanking. Blöder Fehler denke ich und beginne, mich erneut einzuloggen. Fehler – ihr Konto wurde aufgrund mehrmaliger Falscheingaben gesperrt, steht da. Jetzt schlägt’s dreizehn! Ich schaue mich um, ob ich irgendwo eine versteckte Kamera entdecke. Nichts. Ich versuche noch einmal, mich anzumelden. Wieder die gleiche Meldung. Wie kann das sein? Ich war doch gerade noch angemeldet und hatte nicht einmal die Chance, eine fehlerhafte TAN einzugeben! Die Adresse im Browser ist richtig, kein fieser Phishing-Versuch, kein Virus, keine Schadsoftware, die hier ihr Unwesen treibt. Es bleibt mir nichts weiter, als den nächsten Anruf zu tätigen.

18:00 – Anruf bei der Ing-DiBa. Ich werde von einer automatischen Warteschleife empfangen, die nicht nur nach meinem Anliegen, sondern auch nach meiner Telefon-PIN fragt. Keine Ahnung, was das ist. Ich versuche, meinen Online-PIN einzugeben, erfolglos. So bleibe ich in der Leitung, bis die Resterampe der Warteschlange verarbeitet wird, wiederum von einem freundlichen und kompetenten Mitarbeiter. Seine Auskunft ist über alle Maßen ernüchternd: wie bereits zu lesen gewesen sei, hätte ich dreimal falsche Daten beim Login angegeben, worauf mein Kontozugang jetzt gesperrt wurde. Wann denn diese Falscheingaben erfolgt sind, möchte ich wissen. „Zuletzt im Juli 2012.“ WAAAS? Im Juli 2012? Liebe große niederländische Bank, bei allem Respekt – willst du mich verarschen? Warum hast du mich nicht kontaktiert, als ich diesen folgenschweren Fehler begangen habe? Per Brief, per E-Mail, per Telefon, irgendwie? Warum wiegtest du mich so lange in Sicherheit, bis ich des bei dir geparkten Geldes wirklich dringend bedurfte? Warum?Ich fühle mich wie in Sippenhaft genommen für Rudi Völler 1990, der Frank Rijkaard noch nicht einmal …. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück in die Gegenwart und zu meinem Telefongespräch. Der freundliche Mitarbeiter bietet mir an, mein Konto sofort wieder zu entsperren, wenn ich ihm meine Telefon-PIN mitteile. Die habe ich doch nicht, verdammt noch einmal! Eine neue kommt auf dem Postweg, und das dauert wiederum vier bis sechs Tage. Na super! Verzweifelt bitte ich ihn dennoch, die Nummer zu schicken, lege auf und bin so schlau wie am Anfang meines Telefonmarathons.

Ich bin nun wirklich am Ende meines Lateins. Geld habe ich zwar genug, aber irgendwie ist da kein Herankommen. Tschüs, Australien!

18:15 – Anruf bei meinen Schwiegereltern: könnt ihr helfen? Und siehe da, sie können. Gleich am nächsten Morgen werden wir uns treffen und das Geld für die Tickets bar übergeben, so dass ich dieses anschließend direkt im Reisebüro abliefern kann.

18:25 – der letzte Anruf gilt dem Reisebüro, dem ich die Zahlung ankündige.

Und genau so läuft es schließlich auch. Am nächsten Morgen treffe ich meine Schwiegereltern vor der lokalen Kreissparkasse und ein Scheinbündel wandert in meine Jackentasche. Dieses tausche ich wenig später aus gegen vier bedruckte A4-Zettel, die Tickets nach Sydney. Endlich!

Fazit und Moral: Umgib dich auch im Service-Bereich nicht nur mit Online-Playern. Ein persönlicher Ansprechpartner vor Ort kann Wunder wirken.

Womit wir die letzten Tage vor unserer Abreise verbringen, lest ihr im nächsten Kapitel letzte Vorbereitungen.

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