Der Search-Deal zwischen Yahoo! und Microsoft / Bing wird auch die SEO-Welt verändern. Ein bisschen.
Noch vor sechs Wochen war ich mir nicht sicher, ob Microsofts Suchmaschine Bing es wirklich wert ist, sich darüber aus SEO-Sicht ernsthaft Gedanken zu machen (SEO für Bing / Mehr SEO-Tipps für Bing).
Mit dem am 29.07. geschlossenen Deal zwischen Yahoo! und Microsoft über die Nutzung einer gemeinsamen Suchtechnologie haben sich die Vorzeichen aber klar verändert. Welche Schlussfolgerungen der eifrige SEO daraus ziehen könnte, wird hier dargestellt.
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Zunächst einige Reaktionen auf den Search-Deal zwischen Yahoo! und Microsoft
- SEO-Book versteht den Deal aus Yahoo!-Sicht nicht
- Jason Calacanis: Yahoo begeht Seppuku
- Der Spiegel sieht Yahoo! als schwächeren Partner
- SEOmoz hat den Zehn-Punkte-Plan für SEO schon fertig
Der Tenor bei vielen der zitierten Meinungen ist, dass Yahoo! sich (seine Seele? sein Leben?) klar unter Wert verkauft hat. Ursache dürfte aber schon die mangelhafte Gesamtstrategie des „Internet-Gemischtwarenhändlers“ Yahoo! sein. Auch wenn Google mittlerweile in deutlich mehr Bereichen des Netzes seine Krakenarme ausgestreckt hat, steht „Big G“ doch für die Mehrheit der Onliner für die Websuche. Und dass Microsoft vor allem für Betriebssysteme und Office-Software steht, dürfte auch nicht zur Debatte stehen.
In der SEO-Szene ist das Mitleid über einen Suchanbieter weniger durchaus geteilt. Nicht nur in den USA sehen viele SEOs aufgrund der Ähnlichkeit der Suchergebnisse in Google und Bing und der Abweichungen zu Yahoo! Vorteile in einem Zusammenwachsen von Bing und Yahoo! Ob sie dabei auch berücksichtigen, dass Bing ja Teile der Suchtechnologie von Yahoo! implementieren möchte, konnte ich aber noch nicht herausfinden. Darüber hinaus sind es wahrscheinlich genau die SEOs, die bis vor wenigen Tagen noch nach mehr Wettbewerb gerufen haben, da Google sich mit seinen angsteinflößenden Marktanteilen immer häufiger zum Scharfrichter über Gedeih und Verderben von Web-Projekten aufschwingt: Wer aus Googles Sicht nicht den selbst definierten Richtlinien entspricht, wird abgestraft und ist im suchgetriebenen Netz schnell dem Tod geweiht.
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Welche Konsequenzen hat der Yahoo!-Microsoft-Deal für SEO?
Zuallererst: In Deutschland herrschen andere Verhältnisse als in den USA. Bei ganz viel gutem Willen und einer sehr speziellen eigenen Website erreicht ein Yahoo!-Bing-Konglomerat fünf bis acht Prozent Anteil am organischen Search-Traffic. Bei meinen Sites liegt der Anteil eher weit darunter – bei zwei bis drei Prozent. Das ist nicht gerade ermutigend für „Yabing“ oder „Microhoo!“, zeigt aber auch, dass der Druck auf deutsche SEOs momentan noch nicht sehr groß ist, sich neben den grundlegenden SEO-Maßnahmen aktiv mit weiteren Details zu beschäftigen. Mitlesen und Meinung bilden!
Was ärgerlich sein könnte, ist der potenzielle Wegfall des Yahoo SiteExplorers. Auch wenn es mittlerweile mit den SEO-Tool-Anbietern Searchmetrics, SEOlytics, Sistrix und Co. eine ganze Anzahl an weiteren Linkquellen gibt, verwenden doch die meisten der genannten auch die Yahoo!-Daten zur Validierung und / oder Ergänzung ihrer selbst gespiderten Ergebnisse. Und wie der Suchradar in seiner Ausgabe 17 deutlich gemacht hat, sind Linkscape und MajesticSEO auch nur unter bestimmten Prämissen einsetzbar.
Die lokale Suche von Bing kommt zwar auch allmählich auf Touren, muss aber in ihrer Usability noch einiges zulegen. Das fängt schon mit der Beschriftung der beiden Eingabefelder an…
Überrascht war ich über die sehr gute Usability von Bing Maps, hier hat sich Microsoft doch einiges einfallen lassen und steht Google in kaum etwas nach. Da scheint in den letzten Monaten eine Menge Entwicklungsarbeit hineingeflossen zu sein. Vor dem Hintergrund der schieren Development Power von Microsoft dürfte es daher interessant sein zu sehen, inwiefern man in der Lage ist, Google auch in anderen Geschäftsfeldern anzugreifen. Ein mit dem europäischen Datenschutz zu vereinendes Yahoo! Analytics könnte sicher für viele deutsche Unternehmen eine relevante Alternative zu Google darstellen.
Ob das Paid Inclusion Programm von Yahoo! erhalten bleibt, steht im Moment noch in den Sternen. Ich bin allerdings ohnehin kein Freund davon: Hier ist mir Googles klare Abgrenzung zwischen bezahlten und organischen Suchergebnissen deutlich lieber.
Wer hätte eigentlich vor sieben, acht Jahren gedacht, dass eine aggressive Entwicklung von Microsoft die SEO-Szene so bewegen kann? Da waren doch auf der anderen Seite die liebenswerten Nerds von Google, die an ihrem PageRank schraubten und über die Verbindung von Suchergebnissen und Anzeigen nachdachten…
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Und was bedeutet Yabing! für SEA / SEM?
Da ich mich beruflich nicht nur mit SEO, sondern auch mit SEM auseinandersetze, wünsche ich mir in der Tat mehr Konkurrenz zu Google bei der Suchmaschinenwerbung. Die oben dargestellten Marktanteile lassen Yahoo! / Bing zwar auch zukünftig nur mehr als Ergänzung zu Google AdWords erscheinen, entscheidend wird aber sein, wie SEM-Agenturen bzw. SEM-Werbetreibende hinsichtlich ihrer Anbindung des Bidmanagements an die APIs der Suchmaschinenbetreiber aufgestellt sind.
Ist es ohne Probleme möglich, mehrere Suchmaschinen übergreifend aus einem Bidmanagement-System heraus zielorientiert zu steuern, bietet ein größerer Yahoo!-Bing-Konkurrent tatsächlich ein Potenzial, das man ruhig mitnehmen kann und sollte. Auch wenn Google mehr als zehn mal so viel Traffic bringt.
Dass Bing-Traffic besser konvertiert, wie in einigen Posts und Kommentaren zu lesen ist, kann ich derzeit noch nicht bestätigen. Vielleicht ist das ja ein ähnliches Phänomen wie die gigantischen Klickraten auf Websites oder in Newslettern, auf/in denen erst seit kurzem Werbung läuft. Wenn das so ist, werden wir auch hier ganz schnell einen Abnutzungseffekt beobachten können.